Präventionsmaßnahmen
                    Beschreibung der an der Universität Münster entwickelten Präventionsprogramme
Surf-Fair gegen Cybermobbing Sexuelle Belästigung im Internet Computerspielen
Surf-Fair gegen Cybermobbing 
                    
                    
                    Cybermobbing kann unter anderem die Form der Verbreitung von Beleidigungen, Gerüchten, peinlichen Fotos oder Videos per Handy oder Internet einnehmen. Auch wenn dies ein relativ neues Thema für die psychologische Forschung ist, so zeigen erste Studien, dass Cybermobbing in Deutschland relativ häufig vorkommt und die SchülerInnen stark belastet. Beispielsweise geben SchülerInnen der Klassen 7, 8 und 10 an, dass 16 % von ihnen schon Opfer von Cybermobbing waren und 17 % schon als Täter aktiv waren (Schultze-Krumbholz & Scheithauer, 2009). Unsere eigenen Zahlen sind deutlich höher. Eine im Auftrag der Techniker Krankenkasse durchgeführte, und für die Bundesrepublik repräsentative Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2011, für die Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren befragt wurden, ergab, dass 32% der Jugendlichen bereits mindestens einmal Opfer von Cybermobbing geworden sind sowie 8% bereits als Täter auftraten. Dabei könnten sich 21% der Befragten vorstellen einmal in die Rolle des Täters zu geraten (Techniker Krankenkasse, Landesvertretung NRW, 2011).
Trotzdem gibt es bisher keine nachgewiesen effektiven Präventions- oder Interventionsmaßnahmen
                        zum Thema Cybermobbing. 
                        Es werden lediglich erste Vorschläge diskutiert, die größtenteils in der Übertragung von
                        Maßnahmen gegen Mobbing oder der allgemeinen Stärkung von Selbstbehauptungskompetenzen auf den
                        Kontext Internet bestehen.
Das von uns entwickelte Programm Surf-Fair dagegen ist ein Präventionsprogramm gegen Cybermobbing, das sich explizit mit dem medienspezifischen Teil des Cybermobbings beschäftigt. In diesem Ansatz werden insbesondere die Eigenheiten von Cybermobbing im Vergleich zu Mobbing berücksichtigt: Ein Opfer von Cybermobbing hat keinen Rückzugsort, es ist via Handy oder Internet häufig rund um die Uhr und überall erreichbar. Beim Cybermobbing lassen sich virtuelle Beleidigungen, Gerüchte oder Drohungen in Sekundenschnelle an ein großes, bekanntes oder unbekanntes Publikum verbreiten. Der Täter kann dabei anonym bleiben. Aus psychologischer Sicht besonders interessant ist, dass die Täter sich der realen Folgen ihrer Taten nicht bewusst werden, weil sie das Leiden ihrer Opfer nicht direkt sehen. Entsprechend geben viele Cybermobbing Täter auch „Spaß“ als Motivation für ihre Taten an. Wegen dieser Besonderheiten scheinen Präventionen, die den originär medienrelevanten Anteil fokussieren, erfolgversprechend. Daher ist unser Ansatzpunkt die Stärkung von Medienkompetenz (Baacke, 1997) als Schutzfaktor.
Surf-Fair richtet sich an SchülerInnen der Klassen 5- 7 und kann auch von LehrerInnen und anderen Pädagogen ohne besondere Internetkenntnisse durchgeführt werden. Es besteht aus einem Film über einen fiktiven Cybermobbingfall, der ohne eine Lösung des Problems endet und durch dieses offene Ende die Zuschauer zum Nachdenken anregt und den SchülerInnen ermöglicht ihre eigene Lebenswirklichkeit in die Geschehnisse des Films einzupassen. Darüber hinaus liefert Surf-Fair eine Sammlung von modular aufgebauten Übungen, die die Filminhalte aufarbeiten: Beispielsweise fokussiert eine Übung auf die Gedanken und Gefühle der Täter, Zuschauer und Opfer in dem fiktiven Fallbeispiel und fördern somit die Perspektivenübernahme und kritische Reflexion der Mediennutzung. Die Übungsbearbeitung fördert die Einbeziehung individueller Lösungsressourcen der SchülerInnen. Das gesamte Programm kann in 1-2 Doppelstunden durchgeführt werden.
Ergebnisse / Resonanz
Seit der Fertigstellung einer ersten Version des Programms Surf-Fair im Januar 2010 haben Studierende der WWU Münster dieses Programm unter der Leitung von Dr. Stephanie Pieschl und Dr. Torsten Porsch bisher mit einer Vielzahl von Schulklassen durchgeführt und evaluiert. Die teilnehmenden SchülerInnen haben vorher und nachher einen Fragebogen ausgefüllt, in dem unter anderem nach ihrer Cybermobbingerfahrung als Täter und Opfer und ihrem Wissen über mögliche Copingstrategien gefragt wurde. Vor allem in letztgenanntem Punkt zeigt sich eine bedeutsame Veränderung: Nach Durchführung der Präventionsmaßnahme Surf-Fair würden die Teilnehmer eher Cybermobbing bei den Anbietern melden, sie haben also eine potentiell erfolgreiche Copingstrategie erlernt. Darüber hinaus fanden die meisten Schüler die Präventionsmaßnahme sehr interessant, gaben selbst an, viel gelernt zu haben, und gaben der Präventionsmaßnahme im Durchschnitt die Note „Gut“. Die beteiligten SchulleiterInnen, LehrerInnen und Eltern waren von dem Programm begeistert. Wir schlussfolgern, dass das Programm Surf-Fair von allen Beteiligten positiv bewertet wird, objektiv zu einem Wissenszuwachs führt aber wir bisher keine konsistente Verhaltensänderung nachweisen konnten.
Entwicklung
Das Präventionsprogramm Surf-Fair wurde unter der Leitung von Dr. Stephanie Pieschl und
                        Dr. Torsten Porsch in mehreren Seminaren und Qualifizierungsarbeiten der WWU Münster entwickelt
                        und systematisch evaluiert. Fortlaufend werden weitere Übungsmodule entwickelt und überprüft,
                        die in das Programm eingepasst werden können. 
                        Der Film und ein Teil der Übungen entstammen dem Seminar „Gewalt im Netz – eine mediale
                        Aufbereitung“ (WS 09/10, Bachelorstudiengang Psychologie, Leitung: Dr. Stephanie Pieschl, Dr.
                        Torsten Porsch, Tutor verantwortlich für die Filmerstellung: Kommunikationswissenschaftler
                        Christopher Hohage); konkret waren folgende Studentinnen beteiligt: Milena Dally, Jasmin
                        Hettinger, Nina Löwen, Luisa Münsterkötter, Verena Pflüger und Julia Raddatz. 
                        Weitere Übungen und der Name „Surf-Fair“ entstammen dem Seminar „Killerspiele,
                        Cyberbullying etc. – Maßnahmen zur Steigerung der Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen“
                        (WS 09/10 – SS 10, Diplomstudiengang Psychologie, Leitung: Dr. Stephanie Pieschl); konkret waren
                        folgende StudentInnen beteiligt: Frauke Beck, Johanna, Börschel, Philipp Hinze, Irina
                        Kaltwasser, Lena Päuler und Johanna Roth. 
                        Weitere Übungen entstammen dem Seminar „Gewalt im Netz –Ein Präventionstraining für die Schule
                        (SS 10, Vertiefung Bachelorstudiengang, Leitung: Dr. Torsten Porsch). 
                        Weitere Übungen und eine systematische Evaluation der Wirksamkeit entstammen der Diplomarbeit
                        von Sina Urbasik (2010).
Das Buch Schluss mit Cybermobbing! zum Programm Surf-Fair ab sofort im Beltz Verlag erhältlich.
Surf-Fair ist in folgenden Listen erfolgreicher Präventionsprogramme enthalten:
Bisherige Kooperationspartner:
von-Zumbusch-Hauptschule Herzebrock-Clarholz (Juni, 2011)
                        Geschwister-Scholl-Schule Nottuln (Juni, 2011)
                        Ernst-Moritz-Arndt Gymnasium Bonn (Januar, 2011)
                        Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Münster (Januar, 2010; Juli, 2010)
                        Schiller Gymnasium Münster (Juli, 2010)
                        Gymnasium im Loekamp Marl (Juli, 2010)
                        
                        Offene Jugendarbeit Ascheberg
Thema Sexuelle Belästigung im Internet

                        Sexuelle Belästigung ist ein weit verbreitetes Problem und umfasst jedes sexuelle Verhalten, das
                        von den Betroffenen nicht erwünscht und von ihnen als beleidigend und abwertend empfunden wird.
                        Sie kann sich in Worten, Gesten und Handlungen ausdrücken, durch ausfallende Bemerkungen über
                        Aussehen oder Privatleben, Erzählen anzüglicher Witze, Zeigen oder Einfordern von
                        pornographischen Darstellungen, taxierende Blicke, unerwünschte Berührungen und
                        Annäherungsversuche bis hin zu strafrechtlich relevanten Tatbeständen wie Stalking, sexueller
                        Nötigung und Vergewaltigung. Werden Kinder oder Jugendliche sexuell belästigt weist dies eine
                        bekannte besondere Problematik auf.
                        
                        Die zunehmende Medialisierung moderner Gesellschaften verändert und erweitert die Formen und
                        Ausgestaltungen sexueller Belästigung. Sexuelle Belästigung findet zunehmend mittels moderner
                        Medien statt.  Durch das Internet (insbesondere Chats, Instant Messenger, Soziale Netzwerke
                        und Email), sowie mobile Handyanwendungen (SMS, MMS, Push-Funktionen, etc.) ist es möglich
                        schnell und (scheinbar) anonym zu kommunizieren. Immer mehr Kinder und Jugendliche machen von
                        den Neuen Medien Gebrauch, handeln dabei häufig technisch versiert, dennoch aber unkritisch und
                        teilweise naiv. Jedes zweite Mädchen gibt an, bereits mindestens einmal unerwünscht im Chat nach
                        sexuellen Dingen gefragt worden zu sein. Bei den Jungen trifft dies immerhin auf jeden vierten
                        zu. Weiterhin berichteten 10% der Mädchen bereits ungewollt von anderen Chatteilnehmern
                        aufgefordert worden zu sein, sexuelle Handlungen an sich selbst vor der Webcam auszuführen
                        (Katzer, 2007). Alter und Vorgehen der Täter ist nach der aktuellen Studienlage (vor allem aus
                        den USA) höchst unterschiedlich, so dass sich kein einheitliches Profil zeichnen lässt, welches
                        eine Präventionsmaßnahme auf Seiten der potentiellen Opfer Rechnung tragen könnte. 
                        Als Ansatzpunkt für Prävention bietet sich der kritische Umgang mit eigenen Daten an. Täter
                        sexueller Belästigung greifen diese persönlichen Daten (Adressen, Fotos, Informationen über
                        Hobbys und Vorlieben, etc.) ab oder erschleichen sich diese und nutzen sie um auf
                        unterschiedliche Weise (mit und ohne Mediennutzung / sog. „grooming“) mit Opfern in Kontakt zu
                        treten, Gemeinsamkeiten vorzutäuschen oder diese zu erpressen.  Ein weiterer Ansatzpunkt
                        zur Prävention ist das Erlernen von richtigen Reaktionsweisen, wenn sich problematische
                        Situationen bei der Nutzung moderner Medien anbahnen. 
                        
                        Die Präventionsmaßnahme richtet sich an SchülerInnen der Klassen 5 bis 7. In diesem Alter haben
                        SchülerInnen schon ausreichend Erfahrungen mit dem Internet (KIM-Studie 2008; JIM-Studie 2009).
                        Die praktische Durchführung der Präventionsmaßnahme zeigte aber auf, dass diese bereits im
                        späten Grundschulalter geeignet ist Kinder in die Thematik einzuführen. 
                        Präventive Maßnahmen haben bis zum Ende der 7. Klasse noch die Chance zu wirken, bevor die
                        SchülerInnen zu intensiv mit sexueller Belästigung im Internet konfrontiert sind. Darüber hinaus
                        können auch LehrerInnen, Pädagogen, Eltern und andere Multiplikatoren mit diesen Materialien
                        über das Phänomen sexuelle Belästigung im Internet aufgeklärt werden.
Arbeitsweise
Diese Präventionsmaßnahme wurde im Rahmen des Seminars „Gewalt im Netz – eine mediale Aufbereitung“ des Bachelorstudiengangs Psychologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster unter der Leitung von Dr. Torsten Porsch und Dr. Stephanie Pieschl erstellt. Innerhalb dieses Seminars wurden zunächst theoretische Grundlagen zu inhaltlichen Themen wie Medienkompetenz und sexuelle Belästigung erarbeitet. Darüber hinaus wurden theoretische und praktische Grundlagen des Instruktionsdesigns und des Filmens vermittelt. In einer Praxisphase haben Studierendengruppen je ein selbstständig erarbeitetes Konzept innerhalb von 4 Wochen praktisch umgesetzt. Jedes Projekt sollte einen Impulsfilm enthalten und dazugehöriges Arbeitsmaterial für Schulklassen.
Das Projekt „Klick clever… Pass auf im Netz!“ wurde von den StudentInnen Vera Dehmelt, Anne Klumparendt, Lena Schwenke, Tatjana Nechyporenko und Sven Wolter konzipiert und umgesetzt. Diese Gruppe hat sich für ihr Filmprojekt über Maßnahmen zur Prävention sexueller Belästigung beim Kooperationspartner „Offene Jugendarbeit Ascheberg“ informiert und nach einem Casting mit SchülerInnen einen Film gedreht. Anschließend haben sie das Filmmaterial geschnitten, nachbearbeitet und vertont. Dabei hatten sie fachkundige Unterstützung vom Tutor des Seminars Christopher Hohage (Kommunikationswissenschaftler). Nach Fertigstellung des Films und der dazugehörigen Arbeitsmaterialien haben die StudentInnen ihr Projekt einem externen Publikum vorgestellt. Mehrere Schulen und Jugendeinrichtungen im ganzen Bundesgebiet haben den Film und die Materialien bereits genutzt, um das Konzept in den Unterricht einzubinden. Der Film zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass er keine fertigen Lösungsvorschläge liefert oder drohende Warnungen ausspricht, sondern eine Situation schildert, in die sich die SchülerInnen leicht hineinversetzen können. Probleme und Lösungen der Situation müssen dann praktisch in eigens erstellten Übungen erarbeitet werden.
Medien
Die fertige Projektmappe „Klick clever… Pass auf im Netz!“ enthält:
- Eine ausgedruckte und geheftete Projektmappe mit einleitender theoretischer Information und eine genaue Beschreibung aller Übungen für LehrerInnen in Schulen oder Pädagogen in anderen Jugendeinrichtungen. Die verschiedenen Module und Übungen der Präventionsmaßnahme „Klick clever… Pass auf im Netz!“drehen sich um die Aufarbeitung des fiktiven Fallbeispiels im Film. In einer Übung wird beispielsweise trainiert, sich empathisch und kognitiv in das Erleben des Opfers, dessen Eltern und des Täters einzudenken um Handlungsweisen zu antizipieren. Dabei wurde insbesondere Wert darauf gelegt unterschiedliche Formen der Kontaktanbahnung abzudecken.
- Eine DVD mit dem Film „Klick clever… Pass auf im Netz!“ In diesem Film geht es um einen fiktiven Fall von sexueller Belästigung. Die Filmfigur „Laura“ wird von ihrem Chatpartner „Tobias“ über einen längeren Zeitraum in einen Beziehungskontakt gezogen und mit seinem Wunsch eines persönlichen Treffens konfrontiert.
- Eine CD mit allen Arbeitsmaterialien als Druckvorlagen. Für viele der Übungen werden weitere Arbeitsmaterialien, wie beispielsweise Gruppenanweisungen, Fotos und so weiter benötigt. Diese sind auf dieser CD zusammengestellt.
Ergebnisse / Resonanz
Die Materialien wurden vollständig vor einem Expertenpublikum (Vertreter Jugendamt Stadt Münster, Psychologiestudierende höherer Semester, Sozialarbeiter) demonstriert und von diesen evaluiert. Das Feedback (Feedbackbögen s. Anhang) wurde genutzt um die Präventionsmaßnahme nochmals zu verbessern. Seitdem ist das Training von mehreren Schulen und Jugendeinrichtungen abgerufen worden.
Besonderheiten
Mit der Präventionsmaßnahme wird Schulen und Jugendeinrichtungen erstmals ein flexibles
                        Instrument in die Hand gegeben, das für den Einsatz für die Prävention von sexueller Belästigung
                        im Internet optimiert ist. Die Module sind durch Übungen erweiterbar, teilnehmende Schulen sind
                        dazu aufgerufen sich an der weiteren Entwicklung zu beteiligen.  
                        
                        Die StudentInnen haben bei der Konzeption und Umsetzung des Films herausragend Erkenntnisse der
                        Instruktionspsychologie und eigene Kreativität kombiniert. Für komplexe Probleme, wie zum
                        Beispiel die Anbahnung sexueller Belästigung, ist es sinnvoll, die Lernenden selbst Lösungen
                        erarbeiten zu lassen anstatt diese vorzugeben. Dies wird in der Präventionsmaßnahme dadurch
                        unterstützt, dass der Film ohne vorgegebene (Auf)Lösung endet, so dass verschiedene
                        (Auf)Lösungsmöglichkeiten in der Gruppe erarbeitet und diskutiert werden können. Dies regt in
                        Schulklassen die Beschäftigung mit der Thematik und Diskussion an, häufig finden die
                        SchülerInnen auch Lösungen über die Erwachsene bisher gar nicht nachgedacht haben. 
                        
                        Bei der gesamten Konzeption, Durchführung und Evaluation der Präventionsmaßnahme „Klick
                            clever… Pass auf im Netz!“ stand die Kooperation verschiedener Einzelpersonen und
                        Einrichtungen im Vordergrund. Eine erste Idee wurde von den Seminarleitern Dr. Torsten Porsch
                        und Dr. Stephanie Pieschl entwickelt. Die konkrete Konzeption und Umsetzung dieser Idee ist den
                        StudentInnen zu verdanken, die mit außerordentlichem Engagement und viel Kreativität tätig
                        geworden sind. Die jugendlichen SchauspielerInnen im Film haben sich mit der Thematik
                        auseinander gesetzt. Mitarbeiter der Offenen Jugendarbeit Ascheberg und des Jugendamts der Stadt
                        Münster haben Rückmeldung zu einer ersten Idee und zu der fertigen Präventionsmaßnahme gegeben.
                        Die Maßnahme wurde von einer Reihe von Schulen und Jugendeinrichtungen begeistert aufgegriffen
                        und über Multiplikatoren verbreitet.
Bisherige Kooperationspartner:
Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Münster (Juli 2010, Februar 2011)
                        Gymnasium St. Michael Paderborn (Februar 2011)
                        Schulzentrum Telgte (Juni 2011)
Thema Computerspielen

Spielen am Computer wird gerade dann zum Problem, wenn deren Inhalte und Nutzungsdauer nicht dem
                        Wohl von Kindern und Jugendlichen entsprechen. 
                        Neben Effekten auf die Aggressionsbereitschaft von violenten Spielen finden sich eine Reihe von
                        Risikofaktoren, die den Umgang mit Computerspielen als bedenklich kennzeichnen.  Es spielen
                        dabei so genannte Personenvariablen und das soziale Umfeld eine wichtige
                        Rolle. Funk et al. (2000) beschäftigen sich mit der Identifikation sogenannter High-Risk-
                        Players. Dies sind vor allem Kinder und Jugendliche, die für die negativen Einflüsse violenter
                        Computerspiele besonders empfänglich sind:
- Geringes Alter (unter 11-12 Jahre)
- Exzessiver Computerspielkonsum
- Starke Präferenz für violente Spiele
- Geringe soziale Problemlösefähigkeit
- Probleme bei der Gefühlsregulierung
- 
                            Erhöhte Reizbarkeit/verringerte Frustrationstoleranz 
Trainingsprogramm
Unser Trainingsprogramm zu Computerspielen ist vor allem darauf ausgerichtet den risikohaften Konsum von Computerspielen einzuschränken, ohne das Spielen am Computer zu tabuisieren. In einer Lehrneinheit mit drei Modulen wird das Thema „gewalthaltige Computerspiele aufgearbeitet.
Zunächst geht es um eine genaue Identifizierung des Konflikts und die Schaffung eines klaren
                        Konfliktbewusstseins im Zusammenhang mit gewalthaltigen Computerspielen. 
                        In anschließenden Rollenspielen erproben die Schülerinnen und Schüler ihre Selbstkompetenz und
                        führen die Konflikte zu möglichen Ausgängen, so dass die Konsequenzen unterschiedlicher
                        Reaktionen sichtbar und vergleichbar werden. 
                        Das letzte Modul stellt eine konkrete Unterstützung zur Erlangung von Medienkompetenz und einer
                        ausgewogenen Freizeitgestaltung für die SchülerInnen dar. Den SchülerInnen wird zunächst die
                        Möglichkeit gegeben ihre Meinungen, Gefühle und Gewohnheiten zu Computerspielen im Allgemeinen,
                        aber besonders auch zu gewalthaltigen Computerspielen zu äußern. Durch den Einbezug der
                        Einstellungen des Umfelds (Eltern, Freunde, Schule) können sich im ersten Modul der Lehreinheit
                        schon erste Konflikte abzeichnen. Die am Beginn zu erstellende interaktive Mind Map ist darauf
                        ausgelegt, die Konfliktargumente der Schüler „Spielen macht Spaß“ und der Eltern hinsichtlich
                        der Art und der Dauer des Spielens herauszukristallisieren.
                        Im Folgenden wird das Konfliktargument „Spielzeit“ besonders aufgegriffen, während wir der Art
                        der Spiele und dem Aggressionsaspekt eine untergeordnete Rolle zukommen lassen, um Reaktanz
                        unter den Kindern und Jugendlichen zu vermeiden. Moralische Argumente über den Inhalt der Spiele
                        führen schnell dazu, dass die Spieler dieser Spiele sich verschließen oder die Thematik ins
                        Lächerliche ziehen. Außerdem ist eine Kontrolle der Spielzeit als Vorbeugung gegen negative
                        Effekte des Spielens gewalthaltiger Computerspiele eine sehr wichtige Maßnahme.
                        Ein kurzer Film, der als Impulsmedium die Geschichte von Tim erzählt und die Konflikte, die in
                        der Mind Map erarbeitet wurden, verschärft, leitet ein Modul mit Rollenspielen ein. Hier
                        erarbeiten die Schülerinnen und Schüler selbst Lösungen und Konsequenzen der Konflikte und
                        können einen Vergleich zwischen Handlungsalternativen erstellen. Das Konfliktbewusstsein wird
                        weiter sensibilisiert und die Folgen von
                        Handlungsalternativen werden ersichtlich.
                        Abschließend wird mithilfe eines Wochenplans eine Anregung zu einer ausgewogenen
                        Freizeitgestaltung initiiert, die sowohl das Computerspielen als auch andere Hobbys und
                        Freizeitmöglichkeiten miteinander vereint.